aus dem tagebuch eines alten bikers 30

es ist doch immer wieder das selbe: man fragt mich, wieviele ps denn mein bike hat und wenn ich dann sage, daß es knapp 100 sind, dann glotzt jeder mal entsetzt, weil heutzutage ja schon jede pipifax-600’er bald mit 120 oder mehr daher röhrt und mein halbtonner mit über 1,5l hubraum davon vergleichsweise weit entfernt ist… ja und? wie ps-fixiert sind denn alle? hat denn noch niemand verstanden, daß die ps zwar schön klingen, aber bei weitem nix bringen? und schon gar nicht, wenn es um durchzug und beschleunigung geht? die ps sind doch nur was für pubertierende 16-jährige und zahnärzte in der postpubertären phase… und abgesehen davon, die frage wird von mir jetzt einfach kurzerhand mit einer festgelegten und absoluten “very british”-antwort belegt: “AUSREICHEND”… und dann werd’ ich mit genuß die staunenden gesichter genießen! klar, blöde frage, blöde antwort!

irgendwann geht einem halt die ewig dämliche fragerei auf den nerv (hätt’ fast “sack” verwendet, aber da ja auch nicht-biker und nicht-sackträger das lesen könnten, will ich mal nicht so rüpelhaft sein…), ist es doch immer die selbe frage… und dabei ist aber das wirklich interessante und vor allem spürbare absolut im hintergrund: wie sieht denn das drehmoment von dem ungetüm aus? denn das drehmoment und der nutzbare drehmomentbereich machen’s wirklich aus!

ist im prinzip das selbe, als wenn mich abends in der kneipe einer fragt, wieviel ich vertrage… klar, guinness sind’s einige mehr als glenfiddichs… und da ist es auch nicht die anzahl der gläser/krüge, sondern die konzentration! na also, endlich mal jemand, der’s schnallt! und genau so ist es auch bei ps oder drehmoment! das drehmoment macht’s! und je breiter das verfügbare drehzahlband ist, bei dem sehr viel oder noch einiges mehr an drehmoment verfügbar ist, desto angenehmer läßt sich cruisen! und desto entspannter liegt die rechte am drehgriff… weil ja sowieso immer mehr da ist, als benötigt wird…

mir jedenfalls gefällt’s, wenn ich nicht bei der kleinsten steigung wie in meinen wilden jugendjahren im getriebe zahnräder sortieren muß, sondern ganz entspannt ein bißchen, wenn es überhaupt nötig ist, das gas aufziehe und dahingleiten kann… jaja, man(n) wird älter und ruhiger… und fauler…

genau das anziehen der wing in jeder lebenslage, das ist es, was mich an diesem motorrad so fasziniert! der gleichmäßige, sanfte und beinahe nicht spürbare zug, ohne jemals nur eine spur unruhe rein zu bringen, alles geht sanft und gleichmäßig von statten… kein reißen, kein brüllen, keine gewalt, und dabei trotzdem immer mit nachdruck, beinahe endlos… ja, das ist das, was mir gefällt!

klar, manchmal kann es schon unterhaltsam sein, wenn das bike brachial anstürmt, mit donnergrollen und wildem röhren die kraft raus schreit, aber andauernd? und nie sanft, sondern nur brutal? nein, das ist nicht meins! schon gar nicht, wenn ich das selbe mit einer sanftmut, die unvergleichliches gleiten und elegante schwünge zuläßt…

jaja, die träume und gedanken eines in der winter-depp-ression versumpften bikers im absoluten entzug…

Author:

Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

5 thoughts on “aus dem tagebuch eines alten bikers 30”

  • Benjamin says:

    Da fällt mir so ganz spontan der Spruch: "Hubraum statt Spoiler" ein :)Ich muss Dir recht geben, ich fahr zwar kein Bike, dafür aber ein schönen DieselPkw…das Drehmoment reißts einfach wirklich, lässt sich einfach angenehmer fahren als ein Benziner den man ständig hochdrehen muss damit mal etwas vorwärts geht. Und wenn es nur das Gefühl ist etwas mehr in den Sitz gedrückt zu werden ist es für mich genau das was das gewisse Etwas ausmacht.

  • findest du? immerhin demonstriere ich nun meinen flat six auch am heck entsprechend… ich seh’ schon, ich muß euch mal wieder heimsuchen, so wie damals ägypten von den heuschrecken heimgesucht wurde… ;-))

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