Aus dem tagebuch eines alten bikers 2

manche gedankengänge sind einfach unnötig, aber irgendwie bekomme ich sie einfach nicht aus dem kopf… und irgendwie, so scheint es, dreht sich mein leben nur um eines: das motorrad…
und das leben meiner frau? das dreht sich komischerweise auch hauptsächlich um eines: ihr motorrad…

morgens, wenn ich den kaffee fertig hab und sie wecke und sie dann endlich am tisch sitzt, dann ist das erste, was da kommt, die frage “fahren wir heute abend noch eine runde?”

aber was bedeutet dieses “eine runde”? heißt das, wir fahren im kreis, oder meint sie damit, daß wir wieder an den ausgangspunkt, also an unseren parkplatz vor dem haus zurückkehren? oder ist das einfach so eine redewendung?

ich weiß es nicht, aber ich muß auch ehrlich zugeben, ich hab bisher darüber gar nicht nachgedacht! doch jetzt, wo ich auf eine rückmeldung warte, wo ich mal ein paar minuten zeit und muße habe, da fällt es mir auf… und meine gedanken wirbeln sinnlos eine runde im kopf herum…

da ist sie schon wieder, die runde…

oder ist “die runde” einfach nur ein synonym für “ich will mit dem eisenroß mit den runden schwarzen dran fahren”???

und warum nennt man das runde schwarze dann einfach reifen? oder ist das auch wieder so ein synonym? und wenn ja, wofür? oder hängt das einfach damit zusammen, daß der erfinder der deutschen sprache einfach nur wortversessen war und für alles und jeden schrott ein eigenes wort erfinden mußte?

wurscht… (ah… da ist ja eines meiner lieblingswörter! also gleich nochmals: wurscht!)

aber eines beschäftigt mich noch mehr, jetzt nicht das mit der runde, sondern das dafür grundlegende, das motorrad und das fahren damit, das motorradfahren oder neudeutsch “biken”, nicht mit dem neudeutschen “biken” fürs ordinäre “fahrradfahren” zu verwechseln… zu dem könnte man ja auch altdeutsch “radeln” sagen… aber das klingt halt nicht so hochgestochen wie “biken”…

wurscht…

jo… na… aber eigentlich…

naja, das motorrad selbst hat mich ja immer schon fasziniert, seit elvis presley in dem film, wo er in so einem teufelsdings aus holz fährt… und blöd runter fällt… oder war’s ein anderer? wurscht…

jedenfalls, es fasziniert mich einfach, da sind zwei räder, ein motor, irgendwie kommt da kraft aufs hintere der beiden räder und dann geht’s einfach ab wie müller’s katze… ja! und dazu das getöse oder sanfte blubbern und gurgeln… und der wind, der dir auch heute noch mit helm ins hirn knallt und nur eines schreit: “GAS GAS GAS!”

und die landschaft zieht an dir vorbei, stetig, wunderschön… und eigentlich gibt es einfach keine regeln, nicht wirklich, denn die paar regeln, nun, entweder du unterwirfst dich, weil’s dir heut grad mal gefällt, oder dir ist es wurscht…

weil, irgendwann ist es sowieso vorbei… also ist eigentlich eh alles wurscht… aber bis dahin will ich leben, regeln brechen, regeln akzeptieren und nur durch die gesetze der physik (und der spritpreise) eingebremst werden…

und vernunft? wurscht! ich leb nur einmal und das will ich auch wirklich leben nennen! ist doch so, oder? wozu schuften und buckeln wie ein trottel, wennst vorm zuschrauben vom deckel feststellen mußt, daß du eh nix mitnehmen kannst und in drei wochen hat dich sowieso jede sau vergessen?

mich vergißt man nicht! nie und nimmer! man wird sich immer an den irren erinnern, der mit seinem bock wie ein trottel in der kurve geraffelt hat, der jeden ölwechsel selber gemacht hat und der lange haare gehabt hat, der einfach eine wildsau gewesen ist, auch wenn er manchmal sogar ein netter mensch war…

und dann seine frau, gott, wenn die zwei daher gekommen sind, dann bist am besten sofort heim gegangen… weißt noch, wie die zwei da am milchpilz in bregenz? nein? wart, ich erzähl dir schnell die geschichte… also, das war am… weiß ich nimmer, wurscht, jedenfalls…

ja, das sind wir, meine frau und ich, zwei irre mit ihren bikes, nur blödsinn im kopf, aber irgendwie unvergesslich… und überall haben sie ihre spuren hinterlassen…

das nenn’ ich “leben”!

oder einfach nur genußvoll frühmorgens, wenn der tag erst reift, der sonne entgegen reiten, der sanfte klang des sechsers, hinter mir das dezente grollen des v4 der magna, im spiegel das lächeln meiner frau… in die sonne hinein fahren und den tag einen schönen tag werden lassen… sanft, beinahe zärtlich die ersten kurven mit den kalten reifen schwingen…

ja… und wenn dann der deckel zugeschraubt wird und ich von oben (oder meinetwegen auch von unten…) dabei zusehe, dann kann ich sagen, ja, ich habe gelebt und es war jede minute lebenswert!

und dann? wurscht… ich bin biker und werd es immer sein! und meine frau mit mir!

Author:

Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

2 thoughts on “Aus dem tagebuch eines alten bikers 2”

  • Ui, Ui, in welcher Stimmung warst du denn da wieder einmal lieber Grazer – wenn ich es nicht besser wüste, würd ich sagen du warst ein einer sehr depri Stimmung und hast neben her grad dein Schießeisen geputzt und überlegt, welche Hand du jetzt zum Abdrücken nehmen sollst.

    Weiters kannst du dem Schöpfer der Deutschen Sprache sehr dankbar sein, dass er so viele Worte erfunden hat, sonst könnest du gar keine so langen Texte verfassen.
    Und wenn du dich schon so in Gedanken einhüllst: Woher weißt du dass es wirklich Frau heißt und nicht weiblicher Mann? Woher weißt du, dass ein Motorrad wirklich Motorrad heißt und nicht motorisiertes Laufrad?
    Und nur noch eine letzte Frage: Woher weißt du eigentlich, dass du wirklich lebst und nicht wie in der Matrix einen unendlich langen Traum träumst, während du Maschienen als Energiespender dienst?

  • deprimierte stimmung? nie und nimmer! und schießeisen oder andere wurfwaffen nenne ich nicht mein eigen…

    manchmal, wenn einem die sonne durch den helm durch das bißchen resthirn auch noch röstet, da kommen einem schon absurde gedanken, manche versucht man ansatzweise zu ergründen, andere bleiben wie sie sind, auch dem eigner auf ewig ein rätsel…

    und ob ich lebe? nun, mein moped versäuft nach wie vor mehr sprit als ich whiskey, also scheine ich zu leben, oder ich hab einen sehr liebenswerten programmierer in der matrix… eins von beiden wird’s wohl sein, aber wenn die maschine schön ist, nun, warum soll ich dann widerwillig energiespender sine? vor allem, wenn ich’s ja nicht weiß… ;-))

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