freundschaft unter bikern, sogar noch zwischen harley- und goldwingfahrern?
da prallen zwei absolut konträre weltanschauungen aufeinander! der eine fährt ein eisen mit der technik aus dem mittelalter, der andere hingegen ein eisen mit allem im überfluß, auch wenn die harley eine e-glide und die wing nur eine alte 15’er ist, aber trotzdem, schüttelmonster gegen flüsterdampfer, bierbauch- gegen frontairbagträger, eigentlich mehr gegensätze als gemeinsamkeiten…
doch in einem wunderbar vereint und eine wahre kampfgemeinschaft: der lieblingsfeind aller biker, der autofahrer, aus vollstem herzen eigentlich zum abschuß freigegeben, aber aus tierliebe geduldet… und wenn da einer auf die jagd geht, ist der andere nicht weit!
das donnern des altehrwürdigen v2, gestützt durch das fauchende pfeifen des 6’ers, grimmige gesichter, wehende kutten, zwei welten und doch ein herz und eine seele! ja, so soll sie sein, die bikerfreundschaft, ohne rücksicht auf verluste, beinahe alles (bis auf frauen und motorräder) brüderlich geteilt, im regen und in der sonne gegerbte gestalten, ja, die wahre freundschaft unter wahren männern…
okay, klingt fast wie in einem amerikanischen heldenepos, aber im grunde genommen, fragt unsere frauen, da ist das ja wirklich so! kaum sitzen wir auf unseren böcken (oder an einem kühlen blonden), da rennt der schmäh, so wie jetzt wiener sagen würden, wir vorarlberger sagen halt „wir hänn’s frei“, und der kindskopf bricht in jedem von uns durch, egal, wie alt wir sind, im herzen sind wir ewig jung! und außerdem, es ist ja wirklich so, wenn wir, ob jetzt harley, wing oder sonst irgendwas, hauptsache zwei räder und ein motor, aber sobald der motor rennt, säuft und spuckt, das eisen vor leben und tatendrang vibriert, da werden wir wieder alle zu kindern, ja sogar unsere frauen bekommen da glänzende augen und ein hartes klopfen im herz, also, an den bikes, da muß was dran sein, weil da werden wir alle wieder jung und kindisch, da wird wie damals mit 16 am hahn gedreht, der klang geprüft und für gut befunden, da sind gedanken an so unsinniges wie vernunft, verantwortung oder gar rationalität mit einem schlag verbannt, dann sind wir wieder mensch und frei, frei wie die sonne, der wir zu folgen versuchen…
irgendwann einmal, da hab ich einem praktizierenden und bekennenden autofahrer versucht zu erklären, was die faszination am motorrad ausmacht, wieso biken wie ein unheilbarer virus von uns bikern besitz ergreift und uns nie mehr los läßt, wieso wir uns sogar solche motorräder ansehen, die uns im grunde genommen überhaupt nicht interessieren, die wir eigentlich sogar verabscheuen, aber ansehen müssen wir sie uns trotzdem… tja, was soll ich sagen, er hat mich nicht verstanden, es war, als würde ich versuchen, einem esel die vier grundrechnungsarten zu erklären… wurscht, ich bin, wie ich bin und er soll halt auch bleiben, wie er ist… (ist trotzdem ein netter kerl und, seien wir mal ehrlich, jeder hat so seine fehler, nicht wahr?)
und genausowenig wie man einem außenstehenden („guten tag, was sagen sie als außenstehender zum thema „intelligenz“???“) die faszination von motorrädern erklären kann, genauso wenig wird ein außenstehender aber auch verstehen können, wie menschen für einander freundschaft und respekt empfinden können, auch wenn sie sich vorher noch nie gesehen haben, wie zwischen ihnen ein unsichtbares band einer bruderschaft vorhanden sein kann, die auf etwas völlig abstraktem beruht, das man mit worten niemandem erklären kann… und die gegensätze friedlich vereinen kann!
und irgendwo ist da doch eine große gemeinsamkeit, ganz tief verborgen, da sind rennsemmeltreiber, blümchenpflücker, wandschrankfahrer und alteisenfanatiker wie aus einem guß: eine wunderschöne gegend, fantastische landschaft, klares wetter und sauberer asphalt… und ungefähr alle 200km eine tankstelle mit niedrigem spritpreis! mehr brauchen wir nicht, um mensch zu sein und zu leben, oder?
Gina says:
@ Grazer: Hab da mal ne Frage lieber Grazer: Wieviele Seiten gibt es eigentlich in deinem Biker Tagebuch?
Übrigens gehör ich wohl auch zu den Eseln, denen du die Grundrechnungsarten bei bringen musst – ich kann es auch nicht verstehen, was an so einem ollen Bike toll sein soll – nach einer längeren Strecke tut einem der Hintern und das Kreuz weh, man riecht nach Abgasen, ist nicht vor jedem Sauwetter geschützt und muss sich so manches Mal auch noch die Hände schmutzig machen. Na toll, unter Freizeit und Erholung verstehe ich was anderes.
Das einzige was ich nachvollziehen kann ist, das egal was man davon fährt, man sich mit jedem Fahrer versteht. Das liegt dann wohl daran, dass man ein ähnliches Interesse und gleich Wahnsinnig ist und täglich damit rechnen muss zum Organspender für andere zu werden – aber wir Esel danken Euch dafür, jemand muss ja für Nachschub sorgen. :-)
Grazer says:
also, gina, wieviele tage hat ein jahr? und wieviele jahre dauert ein bikerleben? genau! und genau so viele kapitel wird das tagebuch wohl haben…
ach ja, ich bringe keinem esel irgendwas bei, ist ja doch zwecklos bei den sturköpfen! *grins*
in einem punkt allerdings würde ich dir ja fast zustimmen, wenn’s nicht gegen meine religiöse überzeugung wäre: wir biker sind irgendwie alle wahnsinnig!
Judy says:
Ich war mal mit einem Biker verheiratet und kann das nachvollziehen ;) . Es war einfach nur cool, so durch die Landschaft zu fahren, und das Zusammengehörigkeitsgefühl auch.
Allerdings hatten wir weder eine Harley noch eine Goldwing, obwohl ersteres der Traum gewesen wäre ;) .
Grazer says:
im prinzip ist es ja sch***egal, welches bike man unterm hintern hat, hauptsache, man fühlt sich wohl! und erklären kann man das ja sowieso keinem… oder nicht?