aus dem tagebuch eines alten bikers 4

urlaubsplanung

was kann es schöneres geben als drei wochen urlaub, wovon man dann ca. die hälfte oder länger mit dem bike auf tour ist? vor allem, wenn die herzallerliebste auch dabei ist?

und natürlich die entsprechenden vorbereitungen, wo man sich mal die ersten paar tage mit erlaubnis der allerbesten nur um die bikes kümmern kann, ohne daß von hinten irgendein gebrummel zu hören ist?

na gut, bei meiner holden gab’s noch nie ein gebrummel und wird es auch nie geben, da kommt maximal die meldung “schatz, gib mir bitte mal den 17’er…”

tja, in manchen punkten ist die emanzipation wohl ganz angenehm… vor allem, wenn die göttergattin selbst an ihrem bike hand anlegt und man sich danach genußvoll das alte öl abwaschen kann…

doch irgendwie paßt das alles aber überhaupt nicht in die altbewährten klischees: frau, motorrad und werkzeug, hilfe, wo ist der notarzt???

oder ist meine frau eigentlich gar keine richtige frau? wobei, sie hat drei kinder geboren, was eigentlich für ihre biologie als frau spricht…

aber auf der anderen seite, es ist ihr völlig wurscht (ja, danke, ihr braucht mich nicht daran erinnern!) ist, daß ihre freddie-krüger-gedächtnisnägel abgebrochen im altöl herum schwimmen, daß sie mangels erfahrung den drehmomentschlüssel noch nicht richtig einstellen kann, sie es aber unbedingt lernen will, ihre frisur durch die 69-kappe recht mitgenommen ist und daß sie das oberteil des blaumanns sehr fraulich ausfüllt…

und daß am ende des tages trotz allem die werkzeugreinigung und das putzen des arbeitsplatzes ansteht, das ist ihr auch wurscht, im gegenteil, wenn ihr schätzchen dann wieder glücklich schnurrt und faucht, dann lächelt sie…

ja fixkruzitürken, wo sind sie denn hin, die alten zeiten, als frauen noch zierrat für lederberockte und bärtige biker waren? doch auf der anderen seite, was sieht denn ehrlich zugegeben besser aus? ein vollweib in leder, lächelnd und wissend auf einem zweirädrigen, fauchenden stahlmonster vom alten schlag oder so ein unrasierter, bierbäuchiger papagei auf einer plastikschüssel, in rossi-manier grinsend?

also, mir persönlich gefällt ersteres viel besser… nix gegen bierbäuche oder bartstoppeln oder knallbunte lederkombis, nur finde ich doch weibliche rundungen in schwarzem leder auf einer unverkleideten und brachialen stählernen einfach erotischer… wurscht, jedem das seine und mir alles!

aber eigentlich ging’s ja um urlaub mit dem bike… oder so…

eigentlich faszinierend, wenn man bedenkt, ich hab da eine beinahe unterkellerte goldwing unterm hintern, aber trotzdem bleibt sie beinahe leer, weil ich ja nur die sachen mitnehm, die ich für unentbehrlich halte… und ein gesichtsrasenmäher gehört definitiv nicht zu den unentbehrlichkeiten in meinem leben…

doch irgendwie hab ich das gefühl, daß ich beinahe zuviel meiner weiblichen seite auslebe, zumindest scheint es mir so, wenn ich mir ansehe, was meine frau alles weg läßt… “schatz, du nimmst eh das duschgel mit, da brauch ich ja keines, oder? ich kann mir ja von dir borgen…” und… schwups… weg ist es… “und socken nehm ich nur das eine paar motorradsocken mit, die kann ich ja abends im waschbecken… und dann sind sie eh schnell wieder trocken…”

öööhhh… und warum nehm ich dann drei paar socken mit? und noch turnschuhe und schlappen? weil man braucht ja eigentlich, so meine weiblichkeit, sowieso nur schlappen, weil, wenn es regnet, hast sowieso nasse füße???

bin ich jetzt einfach nur mehr alt oder einfach nur verweichlicht??? und dabei hat meine frau zwei 44l-koffer an ihrem cruiser! und das alles ohne penthouse oder keller!!! wozu braucht sie denn überhaupt bei ihrer das-brauch-ich-nicht-bleibt-daheim-sparwut zwei koffer? das hat ja locker im tankrucksack platz…

aber jetzt, jaaaaa… da kommt das weib in ihr zum vorschein: “schatz, soll ich nun die schwarze oder die beige handtasche mitnehmen? oder vielleicht beide?”… und zehn minuten später: “schatz, ich nehm die braune stoffhandtasche…”

“und doch auch noch die lederschuhe, es könnte ja doch regnen und wir wollen einfach mal was essen gehen…. aber dann brauche ich noch zwei oder drei paar socken!”

na endlich, die welt gerät wieder ins lot…

“schatz, an meiner magna funktioniert der linke blinker nicht, kannst du mal bitte…?”

ja, sie gerät tatsächlich ins lot, eine glühbirne zu wechseln, das ist weit schwerer als öl zu wechseln…

“schatz, hast du noch ein wenig platz in deinem moped? ich möchte noch was zum lesen einstecken…” und dabei, das weiß ich, haben wir nie zeit zum lesen auf tour… was soll’s, ja, meine frau ist wirklich eine frau, hach, was bin ich froh!

Author:

Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

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