es wird wieder mal an der zeit, etwas mit den gängigen bikerklischees abzurechnen…
und welche klischees sollen diesmal auf die schippe genommen werden? na, da gibt es einige, die es auf jeden fall wert sind, durch den kakao gezogen zu werden, oder?
wir biker sind selbstfahrende organspender: nun, wer macht uns denn zu selbstfahrenden organspendern? da sind unter anderem mal die ganzen dosentreiber, die nix anderes zu tun haben, so scheint es jedenfalls, als uns biker zu jagen und wenn möglich gleich auf einem schlag mit der entsorgung ihres bürgerkäfigs gleich mit zu entsorgen… einbiegen ohne zu schauen oder gar zu blinken, spurwechsel ohne rücksicht auf verluste, kippen wegen eines vollen aschenbechers direkt aus dem fenster entsorgen, telefonieren und rauchen und fahren in einem, sonst noch ein paar beispiele? man denke da nur an den derzeit so beliebten kreisverkehr… dazu helfen auch noch die verkehrsplaner, sofern man diese so nennen kann, den plan haben die nicht wirklich viel, mit ihren straßenführungen, diversen regelungen und bodenmarkierungen (hat sich wirklich noch nie wer im regen über die äußerst sinnvollen geradeaus-pfeile auf den autobahnen geärgert???) sowie begonnene und nie mehr beendete fahrbahnsanierungen mit ihren fräskanten und oberflächenanfräsungen in längsrichtung, ein wahres fest für einen biker!
wir biker sind böse menschen: na, woher das wohl kommen mag? die besteuerung unserer bikes entbehrt jeder verständlichen grundlage, warum müssen wir mit hubraumstarken, aber ps-schwachen bikes viel mehr steuern zahlen als die rennsemmeln mit grad mal 600 kubik, aber weit über 100 ps starken asphaltfräsen? der spritverbrauch ist ja annähernd der selbe… (ja, meine 1500’er braucht gleich wenig oder gleich viel wie eine 600’er gixxe im alltag, teilweise sogar deutlich weniger!), dazu kommt noch, daß ein motorrad im alltag mindestens zu 50% ausgelastet, ein pkw jedoch mit maximal 25%, in der regel aber nur 20% ausgelastet ist, aber mehr als die doppelte stellfläche braucht! und im normalfall behandeln uns autofahrer wie schwerverbrecher, hingegen benehmen wir biker uns in der regel autofahrern gegenüber eher wie anderen gleichberechtigten straßenbenützern! oder kennt ihr einen biker, der einem autofahrer eine kippe ins auto geworfen hat? hingegen erleben wir biker sicher öfter, daß uns autofahrer mit ihren kippen beinahe ins grün (oder grau) befördern… oder mit ihren scheibenwaschanlagen, weil das ja soooo schön in den augen brennt, was ein einziger blick in den rückspiegel verhindern hätte können…
wir biker kennen keine regeln: ach? nicht? und wieso gibt es bei reinen motorradausfahrten weniger probleme der biker untereinander als wenn sich autofahrer zu einer gemeinsamen ausfahrt treffen? oder bikergruppen und autogruppen auf einander treffen? weil wir keine regeln haben? und warum gibt es weniger rennleitungseinsätze bei der faaker bikeweek als beim gti-treffen in reifnitz? komisch… doch irgendwie kommt mir grad der spruch “solange ihr nicht unser leben achtet, achten wir nizcht eure regeln” in den sinn… es lebe die anarchie!
wir biker sind unsozial: klar, weil so events wie die toy-run keine bikerveranstaltungen sind… und wir biker ja nichts für andere tun würden, nein, nie im leben… die ganzen bikercharities sind allesamt ammenmärchen… nur eine gegenfrage: wer kennt einen politiker oder autofahrer, der mal anstelle zu quatschen wirklich einen finger für andere gerührt hätte? ich kenne keinen…
wir biker sind schläger und rocker: okay, wir hören gerne rockmusik (und einige auch deutsche schlager, volksdümmliche musik oder gar klassik…), aber deswegen sind wir keine rocker! rocker sind musiker, die vorwiegend rockmusik produzieren… und in diesem sinne muß ich zugeben, daß meine einzige musikalische begabung darin besteht, daß ich unfallfrei eine cd wechseln kann, mehr nicht! und zum punkt “schläger” oute ich mich jetzt wirklich als schläger, sogar totschläger! ich erschlage vorzugsweise stechmücken… und die scheibe meines bikes und meines helms hat immer wieder ähnlichkeit mit dem wiener zentralfriedhof, eine leiche neben der anderen… und so gesehen sind auch pensionisten, beamte und sonstige nicht mehr minderjährige zentraleuropäer ebenfalls als schläger einzustufen, oder?
wir biker sind gesetzlose, arbeitslose und hirnlose männer in der midlifecrisis: klar, deswegen sind einige von uns rechtsanwälte, zahnärzte, lkw-fahrer, techniker, hausmeister und bauarbeiter… und verbringen die freizeit auf motorrädern… ja, ne, is klar… sag das mal einer den pozilisten unter uns! vor allem, wenn die blue knights ein treffen haben…
wir biker sind generell raser: ja, ne, is klar… aber kann es unter umständen auch daran liegen, daß die geschwindigkeitsbeschränkungen ergebnisse hirnloser autoraser, die ihre büchsen liebevoll um bäume gewickelt und dabei den löffel abgegeben haben? und abgesehen davon, es gibt ja unter den autofahrern keine raser, sind ja alles biker inkognito… logisch, oder? und könnte es sein, daß die biker, die beim rasen erwischt werden, autofahrer im adrenalin- und geschwindigkeitsrausch sind? nein? hm… aber ich weigere mich, mich als raser zu outen, es sei denn, 110 auf der bahn und 80 bis 90 auf der landstraße ist raserei…
wir biker… öööhhh… so, im moment fallen mir keine klischees mehr ein… aber wurscht (mist, das lieblingswort…), ich komm’ wieder! keine frage, heut ist nicht’s ende aller tage…
Gina says:
Interessante Klischees hast du da ausgepackt – aus welchem Jahrhundert stammen die lieber Grazer?
Zum Thema “selbstfahrende Organspender”: da sind wohl eher so manche selbsttrendende Biker gemeint, denn so manch ein Radfahrer ist zur Zeit ohne Beleuchtung und sonstigen Reflektoren unterwegs und Holraumschutz kennen die Wenigsten.
Die “bösen” Menschen sind immer und überall und tarnen sich nicht nur als Biker, sondern auch so manches mal als Chefs die Audis fahren.
Abgesehen davon gibt es auch Autofahrer, die anderen Autofahrern den Müll auf die Windschutzscheibe werfen – ist mir gerade kürzlich passiert. Vor mir ein schnuggeliges rotes Familienauto, Frau am Steuer mit Kind daneben – eh falsch, ein Kind gehört nicht auf den Beifahrersitz, fütter den kleinen Sproß neben her und redet und fuchtelt. Kind schien genug zu haben, den Rest kann man nicht mehr brauchen, dann also raus zum Fenster – folge, es mach “flatsch” auf Straße und Windschutzscheibe – okay, Brei lässt sich ja noch mit Fensterwischanlage weg wischen. Kind hat schmutzigen Mund, muss also abgewisch werden mit einem Tuch, Tuch ist schmutzig, kann man nicht mehr brauchen, also raus zum Fenster und per Wind-Flatter-Express, ab auf meine Windschutzscheibe – die Aussicht war herrlich, das gefährlich war nur, ich sah für eine Weile nichts mehr, da es sich nicht mit der Wischanlage entfernen ließ und ich so mal kurz rechts ran musste um das olle Teil los zu werden. Fazit: Autofahrer sind nicht nur Bikern gegenüber böse, sondern auch ihren Artgenossen gegenüber.
Was das Unsozial angeht, würd ich es eher auf die Gesprächigkeit von so manch einem Biker-Geselle beziehen, als auf das Spenden. Denn so manch einer der Biker redet nur mit Biker und ist anderen gegenüber eher stumm und wenn was daher kommt, klingt es eher wie ein Brummbär.
Das mit dem Scläger trifft schon immer wieder mal zu, besonders wenn ein gewisser Alkpegel im Spiel ist oder eine nette Dame – hab ich schon beobachtet – da kennen die Biker keine Grenzen mehr.
Und zum Thema “Midlifecrisis”: zeig mir einen Arzt, Anwalt, Techniker … der davor verschont bleibt und dagegen immun ist!! Ihr Männer seid einfach das sensiblere Geschlecht :-)
Was das Rasen angeht kann ich dir aber nicht recht geben, das trifft auch wieder auch auf Autofahrer zu. Sonst hätten die VN und vol nicht Mitte Oktober berichten müssen, dass es ein Auto bei einem schweren Unfall in zwei Teile geteilt hat – bei dem Raser war nur das Glück, dass er keinen anderen Menschen mit ins Unglück gestürzt hat. Aber wenn man so extrem schnell fährt, dass das Auto halbiert wird, man sämtliche Knochen gebrochen und einige Organe scher verletzt hat (trotz soviel Knautschzone um sich herum), dann muss man über das Tempo auch nicht mehr wirklich diskutieren.
Aber ein Klischee fällt mir ein, welches du vergessen hast lieber Grazer: Biker wollen auffallen um jeden Preis!
Grazer says:
also, gina, so schwer es mir fällt, aber ich muß dir leider in den meißten punkten zustimmen… peinlich, peinlich…
nur was die schläger anlangt, da muß ich definitiv widersprechen, da sind leutchens aus nicht-biker-kreisen eher daran beteiligt… auf einem bikerfest wird zwar sicher sehr viel gesoffen, aber prügeleien sind tabu! da sind die kontrahenten schneller weg als man sich vorzustellen mag!
und die gesprächigkeit der biker, nun, du kannst mit ihnen über alles reden, solange es sich dabei um motorräder handelt… ;-)
und biker fallen auf jeden fall auf, was aber nichts mit “wollen”, sondern eher mit “überleben” zu tun hat… ;-)
Gina says:
Schön zu hören, lieber Grazer, dass du mir fast überall zu stimmen musst :-)
Was das Schläger angeht, ist ja klar, dass auch Nicht-Biker daran beteiligt sind. Mal angenommen ein Nicht-Biker rast über die Kreuzung und fährt fast eine Bikerin zusammen, Bikermann sieht dass, da er ein Edelmann ist und sein Beschützerinstinkt noch gut in Takt ist, knüpft er sich den Übeltäter vor, andere Nicht-Biker beobachten dies und mischen sich ein und ehe du dich versiehst hast du eine Massenschlägerei mit hauptsächlich Nicht-Bikern, aber der Biker war der “Auslöser” für die Nicht-Biker. – Zumindest wenn man sie danach fragt.
Was das Gesprächsthema angeht, ist halt scher, wenn man Nicht-Biker ist und keine Ahnung von dem Ganzen hat, dann wird man schlecht eine nette Unterhaltung fürhen können, denn entweder der Biker redet nur vom herrichten seines netten B ikes oder von was er so träumt und der andere versteht nur Bahnhof. Oder der andere tut so, als ob er sich auch auskennen würde und wird dann immer wieder einmal vom Biker eines Besseren belehrt und zieht früher oder später beleidigt von dannen.
Abgesehen davon kenne ich auch solche Muster-Biker, welche nur mit dem Motorrad von einer Beitz zur nächsten fahren um sich voll laufen zu lassen. Definieren dies als Tour und wiederholen dies jedes Wochenende auf’s Neue. Und ab einer gewissen Anzahl von Wiederholungen kannst du mit denen nicht einmal mehr über Bikes reden.
Wenn beim Auffallen kein “Wollen” dabei wäre, würden sich so manche sicherlich nicht so auffallend Kleiden, auch wenn sie nicht mit dem Bike unterwegs sind. Denn zum Überleben würd ja eine Warnweste, viele an anderen Stellen angebrachte Reflektoren und extrem grelles Fahrlicht reichen.
Grazer says:
also, mit biker kann man wie mit anderen auch so ziemlich über alles reden, sind ja ganz normale typen (und typinnen)… und deine these über’s vorknöpfen von rüpeln, die der angetrauten schaden zufügen, die betrifft aber eigentlich alle und immer sind es die anderen, die schlußendlich die “opfer” sind, ist nix neues und ich bin sicher, daß da die gerichte schon wissen, was sache ist…
deine definition der “möchtegern-biker” ist leider sehr zutreffend und bringt die richtigen biker absolut in verruf… aber auch solche findest du immer und überall, läßt sich nicht vermeiden… beobachte mal die berühmte “golf-szene”!
und die kleidung, die du ansprichst, die ist zum teil aber auch ausdruck einer lebenseinstellung… mit geschichtlichem hintergrund! ;-)
Gina says:
Wenn ich mir das so durch lese und darüber nachdenke, kommt bei mir das Gefühl auf, dass ich (mit Außnahme von dir und deiner Holden) noch nie auf echte Biker gestoßen bin. Anscheinend sind die wirklich guten, netten, kommunikativen, nicht rülpelhaften Biker stehts auf Tour und findet man höchstens irgendwo am Wegrand im Zelt oder bei schlechtem Wetter mal in einem Hotel. Aber all jene, die man im Ländle in einer sogenannten Bikerbeitz antrifft, sind alles nur die “Möchte-Gern-Biker”. Denn wen du da am Samstagabend triffst, ist in sehr vielen Fällen betrunken oder kann über nichts anderes reden, und lässt auch kein anderes Thema gelten, als das “Bike”.
Interessant, dass die Kleidung eine Lebenseinstellung darstellt mit geschichtlichem Hintergrund – bin zwar lange in die Schule gegangen, aber im Geschichtsunterricht haben sie mir das 15 Jahre lang verschwiegen.
Grazer says:
die geschichte der kutte ist nur bedingt “gesellschaftsfähig” und taucht daher nicht im unterricht auf… genausowenig wie der “bikerknigge”… nachzulesen und dabei sehr unterhaltsam und nachvollziehbar, auch für nichtbiker, in beschrieben…
Gina says:
Ist ja interessant, wie schreibwütig ihr Biker so seid – so sprachgewand und redselig bzw. schreibselig ist eure Spezies im Alltag normalerweise nicht. Müsst ihr euch immer hinter etwas verstecken – wenn es nicht der Helm ist, dann eben der PC, oder wie?
Grazer says:
nicht ganz, gina, wir biker sind nun halt auch endlich drauf gekommen, daß wir nicht auf einer einsamen insel leben, sondern um uns herum auch noch andere welten existieren… und damit das zusammenleben etwas einfacher wird, haben wir eben beschlossen, aus uns heraus zu gehen und kund zu tun, wie wir ticken… sind wir nicht edel???
Stargazer says:
Vorallem passiert es in schriftlicher Form, damit man es schön belegen kann :)
Grazer says:
gelle, stargazer! und wenn ich wieder mal die maggi-werbung aus den 90’ern zitieren darf:
hast wieder was g’lernt für’s leben!
Gina says:
So, interessant, Biker die einen Seelen-Strip machen, so so, das war mir neu – ich glaub nicht, dass sie soweit aus sich heraus gehen, das ist nur alles Schein.
Ich glaub nicht, dass dies nur geschieht, dass ihr weniger reden müsst und keine doofen Fragen mehr beantworten müsst. Dann könnt ihr kurz mal den Link aufschreiben oder per Mail verschicken und in Ruhe euer Bierchen zwitschern.
Grazer says:
ach, gina, lies doch mal ein bißchen zwischen den zeilen, sei locker und entspann dich! dann wird doch alles viel einfacher! ;-))