Der Alte und die Dame in Schwarz

So, im großen Umriß ist die Ville schon ein recht großes Tier, ein Tourendampfer eben… 243 kg, 648 kubik aus einem V2 mit 55 Pferden, also nicht grad berauschend…

Dann steht sie vor mir, bös, schwarz, bedrohlich… und im Sonnenschein zwinkert sie mir dann doch freundschaftlich-violett zu… *grins*

Anlassen, ein dezentes Brummeln, sanfte Vibrationen, aber sonst gar nix, okay, der Drehzahlmesser ist nimmer bei “0” und eine Lampe funzelt so vor sich hin… “sidestand” steht drauf…

Draufgesessen, grad noch Bodenkontakt mit dem Fußballen, Ärger über den bescheuerten Seitenständer, warum haben die Schlitzohren den auch genau zwischen Schalthebel und Fußraste montieren müssen… *grrrrrr*

Knack und drin ist der Gang, so richtig eingerastet, nicht hart, nicht ruppig oder schwammig, nein, ein klares “Knack” und passt… sanft die Kupplung kommen lassen, 2mm am Gas aufmachen, damit der Drehzahlmesser mal sachte in Bewegung kommt und leichtfüßig rollt die Fuhre los… ungewohnt, die Füße nach unten, den Fußraster suchend und dann einfach im Stiefelprofil eingehängt und “passt!”

Die Fuhre rollt, 20 km/h, “knack” und 2. Gang ist drinnen… Standgas und die Haltelinie bei der Händlerausfahrt kommt… Kupplung, Bremse und sofort steht die Fuhre, fast beiß’ ich in den Lenker! Uuups, Bremsen wollen gestreichelt und nicht gezogen werden!

“Knack” Leerlauf, exakt und präzise der Gangwechsel… 1. und rein in die Lücke, vorsichtig, sanft, kenn die Kiste ja nicht… 2. 3. 4. 5. und sachte mit 50 dahingleiten, unhörbar, unspektakulär… dann einen Millimeter am Gas auf, Ortsende… unhörbar geht die Nadel in die Höhe… 60… 70… 80… halt, nur 60 sind erlaubt und noch gehört das schwarze Tier nicht mir!

Gas zu, Kreisverkehr, erste Handlingsprobe mit 243kg Lebendgewicht und erst in der dritten Ausfahrt wieder raus… irgendwer legt Schienen und irgendwer schiebt die Ville im 3. mit 50 Sachen um die Dreiviertelkehre, ohne daß es mir irgendwie auffallen würde…

Raus, dezent das Gas auf und ab geht die schwarze Schönheit… Schub hört nimmer auf und bei knapp 4000 Touren kommt die Ansage “brrrrrrrrrmmm” und Dampf bricht los… kaum spürbar, aber mit Nachdruck geht’s die sanfte Steigung hinauf! 6000 und schon wieder zu schnell!!! Also, Gas zu und zwei Gänge rauf… und Anker werfen, Querstraße hat Vorrang!

Alles kein Problem, die 243kg sind nicht einmal am Stand richtig spürbar, nur beim Reversieren, aber da hilft Übung…

Und los… 1. 2. 3. 4. 5. und vorsichtig (grad vorhin waren da noch die Rennleiter mit dem Radar…) und ab mit 50 Sachen die Landstraße entlang…

Windgeräusche am Helm… laut und deutlich und dabei absolute Windstille! Unmerklich hab ich am Gas gedreht, grad mal zwei Millimeter und aus 50 wurde 100… Hammer!!!

Und leichtfüssig die Kurven entlang, sanft dahingleitend, in stoischer Ruhe, selbst bei plötzlichen Windböen im Ried… stur zieht sie ihre Bahn, einfach nur meinen Gedanken folgend, bei Bedarf mit bösem Donnern, ja, auch ein Herr Bmw aus dem hoffentlich nie zur EU gehörenden Islamstaat bekommt es mit der Panik zu tun, als die Ville beim Überholen im 3. Gang bei 5000 der Bayernschüssel ins Seitenfenster brüllt und einfach nur nach vorn springt dabei…

Ja, das ist sie! Die legitime Nachfolgerin einer Honda CN250 Helix! Komfortabel, dezent und trotzdem bei Bedarf so böse wie der Idiot, der drauf sitzt…

Meine Ville, noch ohne Namen, aber “Dicke” wird sie nicht heißen, so heißt Berta schon…

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Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

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