aus dem leben eines alten bikers 16

vom umstieg von einem motorrad auf eine goldwing…

wobei theoretisch eine goldwing ja auch nichts anderes als ein motorrad ist, so zumindest der hersteller, aber in der regel wird eine wing komischerweise nach wie vor als halbes cabrio gesehen… woran das wohl liegen mag? sicher gibt es einige unterschiede zwischen einer wing und jedem anderen motorrad, aber in der regel gibt es immer unterschiede zwischen den motorrädern, selbst bikes der selben baureihe weisen unterschiede auf… ist ja irgendwie wie bei uns menschen, nicht einmal zillinge sind identisch! wieso sollten also bikes identisch sein? denn irgendwie sind ja auch motorräder menschlich (naja, zumindest definitiv weiblich, oder?)…

also wieder zurück zum ursprünglichen thema: der umstieg…

nun, der umstieg selbst ist mir nicht besonders schwer gefallen, die ville war mit ihren 250kg auch nicht grad ein leichtgewicht, und die 200kg mehr bei der wing sind nur bedingt spürbar, eigentlich nur beim ab-/aufbocken bzw. beim rangieren und beim hochwuchten vom seitenständer, sonst spürst eigentlich kein mehrgewicht… und sie liegt eine spur ruhiger, aber das kann ich jetzt auch nicht mit hundertprozentiger sicherheit beschwören…

im verbrauch gibt es ein paar unterschiede, ja, dort schon! die ville begnügte sich auf touren mit grad mal 4,5l auf 100km, wo sich die wing dann doch 5,7l genehmigt, besonders krass ist die differenz auf der autobahn, die ich im alltag doch den dörfern mit ihren hochgebirgslandjägern vorziehe, wo sich die wing gute 7 bi 8l statt der 6,5l der ville genehmigt… aber im grunde genommen ist bei mehr als dem doppelten hubraum schon ein bißchen was an mehrverbrauch genehmigt, oder? wurscht, bei einem bike über den verbrauch zu diskutieren, das ist sowieso das sinnloseste, das man tun kann…

wo sind aber denn nun wirklich unterschiede zu finden? nun, die wing ist irgendwie trotz allem einfach eine imposante erscheinung, das fängt schon mal am heck an, wo die koffergarnitur wie aus einem guß wirkt, da alle drei koffer irgendwie mit einander verbunden sind, inkludiert dabei natürlich auch eine für eine sozia ganz angenehme rückenlehne und zwei passable lautsprecher… daß aber der ganze „wandschrank“ in summe gesehen trotz seines relativ großen stauraumes recht schmal ist, fällt dabei aber niemandem auf! das heck hat nämlich grad einmal 80cm breite aufzuweisen, ist also weder extrem breit noch ausladend, es ist einfach nur bedingt durch die bauweise optisch beeindruckend und durch die grundlegende konstruktion als reisemotorrad auch entsprechend optimiert gestaltet! eine ville mit den großen koffern, damit man auf reisen auch was mitnehmen kann, ist da schon deutlich breiter, auch wenn sie mit ihren rundungen zierlicher wirkt! aber eine 15’er wing ist eben ein barocker reisedampfer und so soll man es ja auch erkennen!

dann machen wir mal einen schritt nach vorne und sehen uns mal das einladende gestühl für die passagiere an: der soziusplatz hat definitiv ähnlichkeit mit einem ledernen ohrensessel aus omas wohnzimmer, nur daß er schneller ist… aber der komfort ist nach wie vor unübertroffen und saubequem! der fahrer hingegen sitz richtig in der maschine drinnen, anders kann man diese sitzposition nicht definieren! vor dem fahrer baut sich die instrumentenkonsole mit dem ausladenden lenker und dem terassentürgroßen windschild auf und hinter dem fahrer, sofern keine rückenlehne, der sozius. mit fahrerlehne kann sich der fahrer dezent in sein gestühl fallen lassen und die gegend genießen, nur im regen ist die terassentür ein deutlicher nachteil… aber ab 110 reicht der fahrtwind zur scheibenreinigung locker aus… (keine ahnung, wie’s auf der 18’er ist, wird aber vermutlich nicht viel anders sein, oder?)

soweit ja mal recht einladend, aber vorne ist ja auch noch einiges dran, das auf jeden fall die 1m-marke locker sprengt… ja, da kommt die wahre größe! mit ausgeklappten spiegeln, also fahrend, da kommt einem eine wand mit dezenten 1,20m breite und beinahe anderthalb metern höhe entgegen, ja, das macht eindruck, sogar auf autofahrer! und dazu der doppelscheinwerfer und die kurvenleuchten in den zylinderbänken, da kann man schon mal meinen, ein ICE kommt einem entgegen… einzig weibliche autolenkerinnen dürften wohl mit dem begriff eines ICE nichts in verbindung bringen können, oder warum wird ein winger auf seinem dampfer nur von frauen „übersehen“???

und irgendwie ist das fahren mit der wing immer ein dezent majestätisches gleiten… das sanfte brabbeln des sechszylinders, das elegante kurvenschwingen, nirgends ein hauch von hektik oder nervosität, alles geht scheinbar mühelos sanft von statten, die agilität eines „normalen“ bikes sucht man auf der wing vergeblich, auch wenn die geschwindigkeiten und fahrmanöver identisch verlaufen, eine wing wirkt immer sanfter, beinahe träger, obwohl eine bandit auch nicht schneller ist (bei gleichen manövern mit der selben geschwindigkeit), die agilität einer bandit oder hornet, das souveräne stampfen eines V2’s aus milwaukee, nein, das ist nicht die philosophie einer wing… in der ruhe liegt die kraft!

irgendwo sind die winger und die eigner des amerikanischen pendants, der e-glide, immer noch die auffälligsten unter den bikern, sie werden nur sehr selten nicht wahrgenommen, sie sind nicht immer die flottesten, sondern eher die majestätischen gleiter, die ruhepole in der heutigen zeit mit ihrem geschwindigkeitswahn, aber wie auch immer, sie sind immer entspannt am ziel, egal, wo dieses auch immer sein mag, ein winger und ein glider, die auf ihre weise immer intensiv eins mit der welt sind und irgendwo immer individualisten sein werden, denn wer außer ihnen deponiert schon zimmer, küche, kabinett auf zwei rädern und reitet in die weite welt hinaus? ohne stress und ohne hektik, einfach im geruhsamen fluß des lebens abseits der geschwindigkeit…

Author:

Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

2 thoughts on “aus dem leben eines alten bikers 16”

  • Wieso sind Motorräder alle weiblich? – es gibt auch Modelle die nicht herum zicken!
    Und sind dann alle Frauen, welche sich zu den Motorradfahrern zählen, automatisch lesbisch, da sie ja in ihr weibliches Motorrad verliebt sind?

  • gina, ein bißchen bi schadet nie… schon mal gehört??? und nein, es gibt kein motorrad, das nicht ab und an mal zickt, selbst eine honda ist dahingehend zuverlässig wie ein schweizer uhrwerk! ;-P

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