Einmal Bregenz-Graz und retour mit 250 ccm

Im Grunde sind die beiden Hobel, meine 250’er Helix und die 250’er Virago meiner Frau, ja nicht wirklich Langstreckenhobel, sondern eher Fahrzeuge für den Nahverkehrsbereich. Klingt komisch, ist aber so. Wie soll es denn bei 17 Pferden (Helix) bzw. 14 Pferden (Virago) anders sein?

Trotzdem, wir wollen es wagen, also werden am Vorabend Gepäck und Reiseproviant vorbereitet und am nächsten Morgen in der Helix verstaut. Sinnvollerweise habe ich noch vier Abspannlaschen montiert, sodaß ich eine kleinere Sporttasche im Durchstieg meines Riesenrollers plazieren kann.

Abfahrt aus dem heimatlichen Bregenz um 9.30 MEZ, mal sehen, wie sich Zeitverschiebung und Jetlag auf uns und unsere „Mopeds“ auswirken…

Tankstop mit Luftkontrolle und Anpassen des Reifenluftdrucks an die Lasten und dann ab auf die Autobahn Richtung München. So mit 95 bis 100 km/h läßt es sich gemütlich dahingleiten, ohne großartige Überholmanöver starten zu müssen. Der Verkehr auf deutschen Autobahnen hält sich in Grenzen, wir kommen gut voran. Es kommt nur selten zu etwas brezligeren Situationen, offenbar hat es sich herumgesprochen, daß Biker ebenfalls eine komplette Spur benützen wollen und das auch tun; hin und wieder sind da ein paar Autofahrer, die ihre Konservenbüchse mit einem Skateboard verwechseln und einen kompletten Spurwechsel nicht schaffen, vornehmlich Österreicher und Schweizer. Offenbar weckt die WM die Rücksicht der deutschen Autofahrer auf ausländische Gäste…

Unser Sitzfleisch meldet einen Positionswechsel auf dem Sattel mit leichten Einschlafeffekten an, da München bereits erreicht ist und wir prophylaktisch tanken wollen, können wir dieser sanften Aufforderung Folge leisten ehe es zu Schmerzen kommt. Knapp, aber das Absteigen funktioniert noch ohne Aufsehen zu erregen…

Tankstop beendet, weiter nach Salzburg… Österreich, wir kommen!

Und wie wir kommen… 96dB der Virago erfüllen die Luft an der Raststation Walserberg, wo wir wieder tanken, mit dezentem, aber unüberhörbaren Donnergrollen, meine Helix schleicht mit dezentem Rülpsen ebenfalls an die Zapfsäule… und wir nach dem Tanken an den Tresen zum Kaffee…

Nur noch knapp 250 km nach Graz, also 187 von Bregenz nach München, 149 von München nach Salzburg, also den Großteil der Strecke hätten wir ja schon geschafft, und das in lockeren 7 Stunden mit Pausen… Wir waren recht zufrieden und das Wetter war gut, daher waren wir auch gut gelaunt…

Zu erwähnen ist nur das Vorkommnis, daß bei einer Autobahnbaustelle, wo es sich logischerweise staute, zwar die deutschen Verkehrsteilnehmer uns eine Gasse im Stau frei machten, damit wir in der Hitzeweiter fahren konnten. Einzig die österreichischen Lenker machten diese Gasse zu, die uns sogar deutsche LKW-Lenker und Buslenker geöffnet hatten… Wir schämten uns dafür, Österreicher zu sein…

Jedenfalls, wir machten uns auf die letzte Etappe, von Salzburg nach Graz… Knapp vor der Raststation Golling kam es dann zu einer heiklen Situation, als wir einen Sattelzug überholten… Als ich in gleicher Höhe mit der Hinterachse der Zugmaschine war, platzte der Hinterreifen, direkt neben mir! Ein Knall, daß ich im Schreck fast von der Helix gekippt wäre, Panikattacke, hatte mein Roller einen Schaden? Doch rechts neben mir sah ich eine Rauchwolke, Gummiteile flogen umher, schlugen in meiner Verkleidung ein, im Spiegel sah ich noch, wie meine Frau ebenfalls von den Reifenteilen getroffen wurde, sich aber auf ihrem Bike halten und dieses in der Spur halten konnte, der Fahrer ließ seinen Zug ausrollen, fing ihn ab und brachte ihn am Standstreifen zum Stehen.

Wir fuhren weiter, pochenden Herzens, nur nicht stehen bleiben, wer weiß, ob wir dann noch weiter fahren würden…

Knoten St. Michael, 44 km bis Graz, welch eine Freude! Umfahren des Gleinalmtunnels, nächstes Schild 77 km bis Graz… WAAAAAS??? Klar, über Bruck an der Mur sind es 33 km mehr nach Graz als durch den Tunnel, aber dafür ist es angenehmer zu fahren.

Um 21.00 Uhr MEZ sind wir ohne wesentliche Zeitverschiebung in Graz angekommen, zum Abschluß noch eine Revolution unserer Gesaäßmuskeln, dann Dusche und ab ins Bett…

Zwei Tage später das Ganze in der umgekehrten Richtung… In Summe so um die 1500 km in vier Tagen…

Fazit: Heuer machen wir so etwas nimmer, aber es kommt ja bald 2007…

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Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

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