Kindheitserinnerungen, oder warum ich einen Roller fahr…

Vor Jahren, man kann es kaum glauben, war auch ich einmal klein, handlich und brav… letzteres nicht immer, aber zumindest zeitweilig…

Und als ich eben noch so klein, unschuldig und brav durch die Weltgeschichte stolperte, sah ich einen Jungen mit seinem Roller.

Unverhofft und unberücksichtigt wuchs in mir der Wunsch, ebenso einen Roller zu besitzen. Doch dieser aufkeimende Wunsch verhallte ungehört. Und so bekam dieser Wunsch die Gelegenheit, in mir zu reifen, lange und viele Jahre, verborgen im Hinterstübchen des unergründlichen Grazer’schen Gehirns (ja, auch das gibt es, nicht nur vom Hörensagen, sondern auch medizinisch erwiesen!), bis dann Roller der Marke Vespa den Markt überschwemmten.

Nun, dieser nach einer leeren Cola-Dose klingende Blechplattenzuschnitt mit zwei Micro-Rädchen war der erste und auch größte Dämpfer des erblühten Wunsches und trieb ihn wieder zurück in die unergründlichen Tiefen der Grazer’schen Gedankenwelt.

Dann kam es, wie es kommen musste: Eine Vespa Si (so ein Puch-Maxi-Verschnitt, ein selbstfahrendes Verkehrshinderniss, welches jegliche vorstellbaren Verkehrsarten bedingungslos zu verhindern wusste…), dem (Un)Ding folgte dann ein echtes Mopped, eine Puch DS50L, Baujahr 1967, alt, aber (sau)gut!

Irgendwann holte mich die Zeit ein und ich wagte den Umstieg auf ein etwas größeres Blechmonster, eine Puch SR150, Baujahr 1958, welche mir den letzten Rest an Zurechnungsfähigkeit raubte. Erkennen konnte man es ganz leicht, ich tauschte wenige Monate später dieses 150kg-Schwermetall gegen eine Jawa TS350 mit einem Velorex562-Beiboot. 250 kg, 27 PS, 35 Nm Drehmoment bei 3500 Touren am Hinterrad, DER KILLER WAR GEBOREN!

Schwarzes Leder, insgesamt gut 20 kg Trockengewicht, das war mein tägliches Gewand, Schaftstiefel, langes Haar, Bart und nie ein Helm – Tod, was willst Du mehr?

Ehe, ich mein die Institution, welche zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts verbindet und zum Lösen jener Probleme zwingt, die man allein nie gehabt hätte, nun, die Ehe erlöste die Umwelt von diesem Killerhobel und leider mich auch…

Doch heute, da hat es mich wieder, das Bikerblut in mir kocht, meine Haare sind lang, statt Leder Kevlar und Karbon, statt drei Rädern und 250 kg nur mehr zwei Räder und 180 kg, DER KILLER LEBT WIEDER!!!

Und da ich ein Allwetterbiker bin, ist es eben ein Roller geworden, eine Honda CN250 Helix, 20 Nm bei 3500 Touren, 17 Pferde unter dem Hintern, und neuerdings eben immer mit Helm, aber BÖS WIE EH UND JE!

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Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

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