dem bundesheer sei dank!

langsam schleiche ich mich mit meiner kiste von links hinten an die zapfsäule heran… ganz langsam, vorsichtig, drehzahlen über 1000 touren vermeidend… aus der auspuffanlage entweicht beinahe geräuschlos das abgas, der wassermantel um den sechszylinder filtert angefangen vom bruzzeln des zündfunkens an den kerzenelektroden bis zum dezenten klappern der hydrostössel beinahe alle geräusche…

nichts kann sie erschrecken, oder ihr mein drohendes nahen verraten!

wie angedübelt steht sie da, die zapfsäule…

ein vorsichtiger, auf keinen fall hastiger blick in den rückspiegel zeigt, daß meine erfahrungen von den geländeübungen aus meiner zeit bei der fliegerabwehr nach wie vor nicht im geistigen nirvana eines von mücken und anderen selbstmördern zerfressenen bikerhirn verschollen, sondern aktiv greifbar sind! kein ziffernsturz an den anzeigen erkennbar…

sachte klappe ich den seitenständer raus, mit leisem klicken sind beleuchtung und motor abgestellt und der tankverschluß geöffnet…

mit einem eleganten schwung, wie anno dazumal john wayne (kennt ihr bubis den überhaupt noch?) schwinge ich mich aus dem sattel und mit blitzschnellem griff erobere ich das kalte metall des zapfhahns…

arschkalt, hat da in den letzten tagen überhaupt schon jemand getankt?

solche und andere, aber ähnliche gedanken, knallen mir ins großhirn, fast möchte man meinen, daß sie ackerfurchen in die synapsen schießen, so groß, daß ein lufthansa-pilot kartoffeln mit seiner 747 ansetzen könnte…

sanft den rüssel in den einfüllstutzen gleiten lassend, abdrücken und dem gluckern lauschen, welch wohlgefühl, nachdem ich das bike die letzen kilometer mehr getragen als gefahren habe… früher einmal war das hier alles bewohntes gebiet, da gab es noch verkehrsstaus, nicht so geisterhafte leere wie heute. das war hier wirklich mal zivilisation!

mad max grüßt mich… naja, nicht wirklich, aber so wie da die staubwirbel herum geblasen werden, könnte man das meinen…

klack…

der tank meiner großen ist voll. ich hänge den zapfhahn wieder ein und blicke über meine schultern, rundum, vorsichtig, niemand soll meinen verstohlenen rundumblick erkennen können, nix genaues weiß man nicht!

dann…

scheiß wecker, warum muß das ding grad jetzt, wo ich einen dermaßen edlen endzeithero-traum habe, ich, der einzige goldwinger hierzulande, ich, der hero… und dann scheppert das mistding…

mit einem schnellen wisch hab‘ ich ihn nicht nur erschlagen, sondern wahrlich heldenhaft wie einen feind in die schlucht gestürzt!

meine frau meint: mußtest du deinen wecker schon wieder aus dem fenster werfen? das war schon der dritte diese woche!

und der tank meiner wing ist nach wie vor beinahe leer, also zur tanke stauen und hoffen, daß ich vor der täglichen preiserhöhung an die zapfsäule komme… und dann wie üblich der griff ins zwiebellederne geldbörserl…

Author:

Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

2 thoughts on “dem bundesheer sei dank!”

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