aus dem tagebuch eines alten bikers 28

rein theoretisch könnte ich die paar winterwochen hindurch, wo die temperaturen auch mir zu tief sind und schnee oder eis eine noch größere gefahr als gegnerische autofahrer (und sowieso fahrerinnen!) darstellen, mir selbst einen sogenannten oder auch bürgerkäfig zulegen. rein theoretisch jedenfalls, aber praktisch betrachtet stört es mich einfach, wenn ich morgens schon wie ein trottel in der kälte stehen und an diversen scheiben kratzen soll, denn panzerführerschein, damit ich mit sehschlitzen wie unsere neuen, südländischen mitösis oder die intellenzallergiker der guten, alten ösi-kultur offensichtlich haben, den hab ich jedenfalls nicht… und das ganze chemiebombardement, nein danke… und garage? hat man in unserem viertel keine mehr frei…

wurscht…

also starte ich wieder einmal für zwei oder drei monate den selbstversuch „biker fährt öffi“…

ja, das kann man ruhigen gewissens als selbstversuch bezeichnen, so in etwa wie der selbstversuch von … verflixt, wie heißt der typ… na, der dings… genau, jeff goldblum in „die fliege“… welches ergebnis der selbstversuch allerdings bringen wird, nun, das kann ich genausowenig voraussagen wie damals im film der blum wegen der teledingsbumms vorhersagen machen konnte. im prinzip, also rein terroretisch, sollte es kein problem geben. und das war schon vor zwei jahren so, aber die praxis zeigte vor zwei jahren schon nach zwei monaten dermaßen extreme belastungszustände psychischer natur im selbstversuchsobjekt, aber wer weiß, vielleicht hat sich in zwei jahren ja was verändert und das ganze führt zu einem positiven ergebnis? (wurscht, ich glaub auch nimmer an den storch oder den weihnachtshasen! aber zumindest muß ich nicht eiskratzen!)

im grunde genommen bin ich ja ein freiheitsliebender mensch, was zwar angesichts der tatsache, daß ich verheiratet bin, etwas sonderlich anmutet, aber es ist so: ich bin freiheitsliebend und genieße eine gewisse unabhängigkeit (klar, der nächste widerspruch… wurscht!) und flexibilität, in diesem fall keine der üblichen modeerscheinungen, sondern einfach die tatsache, daß ich flexibel entscheiden kann, wann ich wie wohin fahre…

wenn da nicht der depperte winter wäre, wo tonnenweise niederländer, sonstige flachlandtiroler und bretterakrobaten die zwangsgeräumten und gut gepökelten asphaltbänder bewohnen würden. haben die alle kein zuhause oder einen friseur??? und da soll ich meine arme wing auch rein stellen? weil als „fahren“ würde ich diese massenansammlung von blech und plastik in beinahe vollkommenen stillstand nimmer nennen… nein, das kann ich ihr nicht zumuten, selbst ein reiskocher hat noch ein mindestmaß an würde und ehrgefühl… sonst könnt‘ ich ja werktags die wiener tangente bewohnen, oder?

also, nix da, öffi’s stürmen, zumindest zuerst mal den sogenannten oder auch fahrkartenschalter… nein, bis jetzt hab ich es noch hinausgezögert, man muß ja nicht alle menschlichen tiefpunkte mit einem mal durchleben, oder? tiefpunkt?

klar, da sitzt einer, der in der freien wildbahn als „mensch“ bezeichnet werden würde, im sogenannten „beamtenstatus“ hinter glas und ist gezwungen, blöde fragen zu stellen und dafür noch kohle gegen schmierpapier oder recyceltes toilettenpapier zu tauschen…

jedenfalls, zuerst muß ich mir mal so einen glaskasten mit einem armen „beamten“ drinnen ansehen gehen und dort kohle gegen klopapier tauschen… und dann öffis stürmen!

was sich so ein beamter wohl denken könnte? kann ein beamter überhaupt vorschriftslos denken? oder denke ich in vorurteilen? und was, wenn er denken kann und vielleicht sogar vorschriftslos darf, was könnte er denken, wenn ein verheirateter, freiheitsliebender und flexibler biker vor ihm steht und auf sein „kaunn i da irgandwos höfm?“ mit dezentem „a monatskoatn von daham bis ins büro brauchat i“ antwortet…

na, schauen wir mal, was weiter geschieht…

Author:

Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

2 thoughts on “aus dem tagebuch eines alten bikers 28”

  • Du armer armer Grazer, wenn ich mal etwas Zeit finde, werd ich mit dir Mitleid haben und eine Gedenkminute einlegen. Da kannst du ja nur froh sein, dass es dich nach Vorarlberg verschlagen hat, wo das Öffinetzt sehr gut ausgebaut ist. Im Tirol würde es da wesentlich schlechter für dich aussehen.

  • soweit ich bisher das vorarlberger öffi-netz ausgekostet habe, gelüstet es mich nicht nach tiroler öffis… ich hoffe, daß bald mal die stromflitzer akzeptable reichweite und leistbare anschaffung für private bieten, der derzeitige status jedenfalls ist nicht länger als drei monate zu ertragen…

    folter ist ja in europa verboten, soweit ich weiß… statt dessen gibt es schulpflicht und ÖPNV…

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