Nun heißt es für mich Abschied nehmen… 30.000km hat sie mich true und ergeben in 20 Monaten begleitet, Tag für Tag, wann immer ich wollte! Nie gab es von ihr ein Murren oder ein Zicken, wie man es von anderen Frauen gewohnt sein mag, nie gab es widerwilliges Aufbrechen von Daheim, kein Weg war ihr zu weit, kein Wetter zu schlecht, kein Tag zu heiß. Alles, was sie dafür von mir forderte, war Flüssignahrung und hin und wieder etwas Pflege…
Ja, treu war sie. Und wie treu, das spüre ich erst jetzt, wo sie dem Ende nahe ist…
Nein! Ich red‘ nicht von meiner Frau, es geht um mein Motorrad! Ausgerechnet an dem Tag, an dem ich als „braver Biker“ ins Büro fahren wollte, hab ich sie geschrottet… Unachtsamkeit, Fehlreaktion, was weiß ich, Schrott ist sie jedenfalls…
Seltsam… Ein Motorrad bekommt menschliche Züge… Warum? Weil es vielleicht so ist, wie man seinen Partner gerne hätte? An manchen Tagen vielleicht schon, aber mal ehrlich, welcher Mann hätte gerne täglich eine Frau um sich, die keinen eigenen Willen hat? Nein, ich nicht! Und von meiner Frau nehm‘ ich noch lange nicht Abschied, nur von meinem Motorrad… immerhin gehörte sie nun schon beinahe zur Familie, brav, zuverlässig, treu und niemals zickig… aber trotzdem nur ein Haufen Metall und Kunststoff…
Ja, so sind Biker nun mal, ihre Motorräder haben offensichtlich etwas Menschliches an sich… wie die Bikes von Bikerinnen auch…
Doch halt! Es wird kein Abschied! 15 Jahre ist sie alt, etwas kaputt, aber im Grunde genommen funktionstüchtig… also wird sie in aller Ruhe wieder aufgebaut. Immerhin, sie war treu und nun darf sie mit Fug und Recht Treue von mir einfordern…
Bis es dann nächstes Jahr (hoffe ich jedenfalls!) wieder heißt: die Dicke Berta is on the road again!!!