aus dem tagebuch eines alten bikers 17

irgendwie passt heut nix…

sitz wieder mal da, seh beim fenster raus, wie sich die sonne zwischen den wolken hervor schiebt und versucht, gute laune zu verbreiten… und ich sitz wieder mal im büro und grübel über ein problem und wie man es lösen könnte… und am parkplatz steht meine wing und wartet auf meinen dienstschluß…

nach einigen trüben und teilweise regnerischen tagen, so wie’s eben in der letzten zeit war, da bekomm’ ich definitiv entzugserscheinungen… ja, richtige entzugserscheinungen!

es ist eben nicht das selbe, in einem wagen dahin zu fahren oder auf einem bike zu sitzen! im wagen, da ist irgendwie alles so hermetisch abgedichtet, beinahe steril, so ölsardinenmäßig, eingepfercht in eine kiste aus blech, plastik und glas, sichtfenster, damit man mich sehen, aber nicht füttern kann (wie die raubtiere im zoo!), anonym, unpersönlich und klinisch… doch auf dem bike, der wind weht mir um die nase, zornig rüttelt das leben an mir, will mich wissen lassen, daß ich lebe, seele und gefühle habe, innerlich breitet sich ein wärmendes gefühl aus, klassisch nennt man das “freiheit”, aber das ist alles nur klischee, es ist eine von innen kommende wärme, die zufriedenheit und ausgeglichenheit erzeugt…

nein, es ist nicht das irre gefühl, daß es einem den magen durch den rücken raus drückt, wenn man den gashahn aufreißt, es ist auch nicht das gefühl der in der schräglage immer näher kommenden asphaltdecke oder der nervenkitzel beim gekonnten ignorieren der geschwindigkeitsbegrenzung oder dem kurzen moment des grinsens beim überholen eines möchtegern-schumis… nein, das ist es alles nicht! für mich zumindest nicht, auch wenn solche spielereien hin und wieder zugegebenerweise spaß bereiten, aber in der regel finde ich die faszination doch wo anders…

dieses in sanften schwüngen mühelos und entspannt durch die landschaft gleiten, diese abgeschiedenheit, aber trotzdem das wissen, nicht allein zu sein, die verbrüderung mit anderen und der welt, der direkte einfluß des unbändigen, des unbezähmbaren, des lebens außerhalb der eigenen grenzen, die macht des auf dich einstürmenden, dich manchmal prügelnden und anderseits aber wieder liebkosenden, wie eine liebende frau, sanft und wild, zart und stark, die gegensätzlichkeit und doch gemeinsamkeit, das leben, ungeschönt, ungeschminkt und rauh…

so würde ich versuchen, das gefühl, das mich auf einem bike durchdringt, zu beschreiben, wobei es eigentlich sehr schwer ist, passende worte zu finden… ist im prinzip nichts anderes, als wenn man versucht, das gefühl, das man für seine partnerin empfindet, in worte zu fesseln… es gelingt vielleicht ein bißchen und das nur sehr holprig, und niemand, der dieses gefühl nicht kennt, kann empfinden, was ich empfinde… denn die faszination motorrad ist für jeden eine eigene… und doch eint uns diese faszination zu einer großen familie, klingt jetzt sehr pathetisch, doch auf der anderen seite, welcher biker würde einem anderen biker hilfe verweigern? welcher biker würde einem anderen gegenüber großkotzig auftreten? (lassen wir mal die sonntagsfahrer und papageientreter außen vor, wir reden hier über biker!) es verbindet uns immerhin, daß wir es genießen und uns spüren, wenn uns der wind um die nase weht, egal, ob das nun als freiheit oder irgendwas anderes genannt wird…

dazu kommt noch, daß uns der anblick eines motorrads ebenso fasziniert wie so manch anderer schöner anblick… allein, die sanft geschwungenen linien, die bei jedem bike zu finden sind, rundungen, manchmal auch kanten und ecken, ein blick auf das pochende herz eines jeden bikes, ob nun direkt dem auge preis gegeben oder beinahe schamhaft hinter einer verkleidung notdürftig verborgen, akustische lebenszeichen aus der auspuffanlage, kunstvoll drapiert wie die federboa einer tänzerin…
menschenskind, über bikes könnte ich ja glatt stundenlange monologe halten… und diverse bildhafte vergleiche, die aber nicht unbedingt jugendfrei sind, aber es hilft nix, ich finde bikes und frauen erotisch! ja, ich steh’ auch dazu! (und den ferarri 250 gto auch…)

und irgendwie komm ich eben beim denken an ein motorrad oder beim blick raus in die sonne immer wieder ins träumen, es hilft nix… und genau das ist auch der grund, warum ich täglich mit dem bike fahre, außer schnee und eis hindern mich dran…

tja, so bin ich eben und so liebt mich auch meine frau… (nur weiß ich nicht, wen sie mehr liebt, mich oder ihre magna…)

Author:

Im Herzen ein Motorradfahrer, der Zeit seines Lebens sich immer mit Motorrädern, ihren Fahrern und ihrem Denken auseinandergesetzt hat, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel! Entsprechend ist auch der Lebensinhalt ausgerichtet: Morgens schon als erstes die Goldwing im Sinn, dabei nicht alleine, denn auch meine Frau ist vom selben Schlag, eine Bikerin durch und durch...

2 thoughts on “aus dem tagebuch eines alten bikers 17”

  • Na ja, findest du die Preise, welche man so beim Ausschauhhalten bei den Bikerläden, an den Bikes angeschreiben stehen auch noch erotisch? Oder gibt es da auch bestimmte Zahlenkombinationen, die wie Liebestöter auf dich wirken?

  • also, gina, diverse handtaschen- und schuhpreise sind da im grundegenommen auch die effizientesten liebestöter, aber als mann macht man da die augen zu und durch! denn immerhin, wenn die geliebte frau dann nur in den schuhen und der dazugehörigen handtasche vor einem steht, ist die erotik wieder im lot! ;-PP und warum soll es bei einem bike anders sein???

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